In seiner Sitzung am 17.März 2016 hat sich der Energie-, Umwelt-, und Planungsausschuss mit dem von der Verwaltung vorgelegten Entwurf eines Klimaschutzkonzeptes beschäftigt.
Die Mitglieder der SPD-Fraktion im Ausschuss machten deutlich, dass der Ansatz bei der Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes nicht statisch anzulegen ist, sondern als dauernder dynamischer Prozess im Rahmen einer „Denkwerkstatt“ aufgefasst werden muss, in dem innovative Ideen zu regenerativen Energieerzeugung unter der Prämisse der CO2-Einsparung zu thematisieren und auf den Prüfstand zu stellen sind. Wesentliche Kriterien müssen dabei Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sein.
Manches, was vordergründig klimaneutral erscheint, wird bei näherer Betrachtung zum genauen Gegenteil.
Dies soll zunächst am Beispiel des Biokraftstoffes erläutert werden. So war die Idee, Kraftstoff CO2-neutral aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen und damit gleichzeitig den Verbrauch von Erdöl zu reduzieren, bestechend.
Allerdings nahm die industrielle Erzeugung durch den Anbau spezieller Energiepflanzen schnell einen plantagenartigen Umfang an. Großflächig wurden für den Klimaausgleich notwendige Waldgebiete gerodet, um Platz für schnell wachsende Ölpflanzen in Monokulturen zu schaffen. Ackerflächen, die für die Nahrungsmittelerzeugung insbesondere in den Entwicklungsländern von elementarer Bedeutung sind, wurden dem gesetzlich verordneten Run auf den Biosprit geopfert. Damit sind die ökologischen Vorteile von Biokraftstoffen letztlich ins Gegenteil verkehrt worden. Aus „gut gemeint“ wurde „schlecht gemacht“.
Aus solchen Fehlern gilt es zu lernen.
Eine ähnliche Entwicklung scheint nunmehr die Propagierung des Rohstoffes Holz als Energielieferant zu nehmen, wenn keine Vorkehrungen im Sinne der Nachhaltigkeit getroffen werden. Auch hier erscheint es zunächst logisch, die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung als CO2-neutral zu betrachten, weil letztlich das in den Wäldern über das Wachstum aus der Umwelt aufgenommene CO2 beim Verbrennungsprozess wieder freigesetzt wird. 2014 kam bereits knapp ein Drittel der erneuerbaren Energien aus der Holzverbrennung, in Europa war es fast sogar die Hälfte. Und die starke Nachfrage steigt.
Allein für die nächsten 20 Jahre rechnet man für Europa einen Verbrauch von jährlich 70 Mio. t Pellets. Derzeit wird in Südfrankreich die Umrüstung des Blocks eines Kohlekraftwerks, gefördert mit 1,4 Mrd. €, für die Verwendung von Holz als Energielieferant betrieben. Dabei steht aber jetzt schon fest, dass der jährliche Holzverbrauch der Anlage nur zu 50 % aus heimischem Holz gedeckt werden kann und die andere Hälfte aus Übersee herangeschafft werden muss.
Um den Bedarf an Holzschnitzeln zu decken, werden Wälder im europäischen Ausland und den Südstaaten der USA „zerkleinert“.
Es wird auf schnell wachsende Baumarten in Monokulturen gesetzt, und wertvolles Ackerland wird wiederum für die Herrichtung der erforderlichen Flächen genutzt, für das Ökosystem wichtige Wälder geopfert und statt nachhaltiger Forstbewirtschaftung werden Wälder „ausgeräumt“.
Da weltweit Kontrollen der Waldbewirtschaftung und der Zertifizierung aus ökologischer Sicht fehlen, muss man sich die Frage stellen, was da noch nachhaltig oder regenerativ sein soll.
Zwar wird hierzulande für die Herstellung von Pellets noch hauptsächlich Restholz aus Sägewerken verwendet, es landen aber auch schon Kronenbereiche der Bäume in Pelletierungs- oder Brikettanlagen. Durch eine intensive Nutzung gehen den Wäldern wichtige Nährstoffe verloren, und man versucht, mit großflächigem Aufbringen von Kalk auf den Waldbodens dem entgegenzuwirken. Dabei wäre es ökologisch viel sinnvoller, z. B. Totholz oder Baumrinden zur Humusbildung in den bewirtschafteten Wäldern zu belassen.
Die Nutzung von Holz als Energielieferant macht aus unserer Sicht nur Sinn, wenn es sich um die Verwertung von Restholz am Ende der Nutzungskette handelt, dabei kein Raubbau der Wälder stattfindet und die Waldbewirtschaftung nachhaltig erfolgt.
Diesen Gesichtspunkten müssen Klimaschutzkonzepte Rechnung tragen, wenn sie sich mit dem Einsatz regenerativer Energien befassen.
Wir alle sind gefordert, innovativ erscheinende Verfahren immer wieder auf den Prüfstand der Nachhaltigkeit und Verbesserung der CO2-Bilanz zu stellen.
Nur so kann der Zweck von Klimaschutzkonzepten, der Bürgerschaft eine Hilfestellung bei baulichen Entscheidungen für den Einsatz regenerativer Energieversorgungssyteme zu geben, erfüllt werden.