Antrag zur Ratssitzung am 22.01.2009
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
es ist allgemein bekannt, dass das Antoniuskolleg (AK) als Schule in privater Trägerschaft des Ordens der Salesianer Don Boscos für Neunkirchen-Seelscheid weit in die Region wirkt und wirbt.
Unstreitig ist auch, dass die AK-Absolventen seit Jahrzehnten höheres Ansehen genießen, als Schulabgänger öffentlicher Gymnasien in der Umgebung. Dies alles verdanken wir der ausgezeichneten Arbeit der Salesianer Don Boscos.
Bekannt ist aber auch, dass sowohl die AK-Gebäude als auch Grund und Boden nicht der Gemeinde gehören. Ferner könnten die Sanierungskosten für die Gebäude bei etwa 10 Millionen € liegen. Es ist für die Gemeinde nicht möglich, Steuergelder in den Erhalt von Privatgebäuden zu investieren, ohne im Gegenzug Eigentümer zu werden.
In Neunkirchen werden am AK über 1.200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, von denen allerdings „nur“ etwas mehr als die Hälfte aus unserer Gemeinde kommen.
Die Salesianer hatten erklärt, dass sie das AK noch zehn Jahre weiterführen möchten. Parteiübergreifend war daher unstreitig, dass der Erhalt des AK in der Trägerschaft der Salesianer Don Boscos zumindest für diesen Zeitraum (bis 2018) gesichert werden sollte.
Seit kurzem steht aber fest, dass die Salesianer als private Träger des AK in absehbarer Zeit (also bereits weit vor 2018) nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Damit werden jahrzehntelange Erfahrungen verloren gehen.
Die Malteser betonten bei ihrem Übernahmeangebot, dass sie mit der Trägerschaft nur den Schulbetrieb übernehmen. Alle Kosten für die Schulgebäude müssten von der Gemeinde getragen werden.
Da die bisherige Wertigkeit des AK ohne die Salesianer demnächst nicht mehr gegeben sein wird, gilt es nun, den für die Gemeinde finanziell bestmöglich machbaren und zukunftssichersten Weg zu finden.
Dabei ist es allerdings für uns Sozialdemokraten ebenso selbstverständlich wie zwingend, dass Schülerinnen und Schüler, die den Anforderungen für den Besuch eines Gymnasiums gerecht werden, aufgrund von Herkunft oder Religion vom Schulbesuch nicht ausgegrenzt werden dürfen!
Da auch die Gemeinde Much den Bedarf für ein Gymnasium sieht, halten wir es auch für zwingend notwendig, unserer Nachbargemeinde die Beteiligung an einem interkommunalen Gymnasium anzubieten. Auch die Gemeinde Ruppichteroth sollte eingebunden werden. Dieses Angebot wäre eine sinnvolle Ergänzung zum dortigen St.-Theresien-Gymnasium.
Wir erinnern an Ihre Aussage beim diesjährigen Neujahrsempfang: „
Das Antoniuskolleg war über 100 Jahre eine hervorragende Lehrstätte. Jetzt haben wir die einmalige Chance, diesen Lern- und Lebensort auf die Zukunft auszurichten.“ Und weiter betonten Sie: „
In diesem komplexen Prozess möchte ich das Wissen und die Erfahrung der beiden Montag-Stiftungen ‚Urbane Räume’ und ‚Jugend und Gesellschaft’ nutzen.“
Ich stelle deshalb zur Ratssitzung am 22.01.2009 folgenden Antrag:
Der Rat der Gemeinde beschließt,
- neben der Untersuchung von Möglichkeiten, das Antoniuskolleg als künftigen Lern- und Lebensort auszurichten, ist
- die Realisierung eines interkommunalen Gymnasiums den Gemeinden Much und Ruppichteroth anzubieten und umfassend zu erörtern,
- bei allen Planungen ist zu beachten, dass Schülerinnen und Schüler, die den Anforderungen für den Besuch eines Gymnasiums gerecht werden, aufgrund von Herkunft oder Religion vom Schulbesuch nicht ausgegrenzt werden,
- die Ergebnisse sind beim weiteren Entscheidungsprozess zu berücksichtigen und in Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen einzubeziehen,
- in diesem komplexen Prozess sind das Wissen und die Erfahrungen der beiden Montag-Stiftungen „Urbane Räume“ und „Jugend und Gesellschaft“ zu nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Galinsky
Vorsitzender