Es geisterte schon länger durch die Ratsgremien: Die Artothek, im Februar 1987 ins Leben gerufen, soll aufgelöst werden! Gedacht war sie damals als Galerie. Bilder von Künstlern, die im Rathaus ausstellten, wurden jährlich im Rahmen des Kulturetats von der Gemeinde aufgekauft, um sie anschließend an unsere Bürger und Bürgerinnen auszuleihen.
Eine wirklich gute Zeit lang war die Ausleihe recht erfreulich; aber 2004 wurde festgestellt, dass diese Ausleihe stark rückläufig sei. Aufgrund des Personalmangels im zuständigen Amtsbereich konnten erfolgversprechende Ansätze zur Belebung des „Patienten“ nicht umgesetzt werden.
Ab 2008 war in den umgestalteten Büchereien überhaupt kein Raum mehr für die Bilder. Sie wanderten auf den Dachboden und fristeten dort ein dunkles, fast vergessenes Dasein; ja - bis der Familienausschuss am 3.5.2011 und der Rat entsprechend am 26.5.2011 beschlossen, diese Artothek aufzulösen.
Für die SPD-Fraktion war es einfach ein Armutszeugnis, dass sich die Gemeinde nicht in der Lage sah, die Artothek weiterzuführen, ihr neuen, frischen Atem einzuhauchen. Gegen die Stimmen der SPD-Fraktion wurde die Auflösung beschlossen. Man wollte auch keine neuen Wege mehr diskutieren. Zitat aus der Niederschrift des Fachausschusses vom 3.5.2011: „Die Ausschussmitglieder wollen das Thema Artothek allerdings endlich zum Abschluss bringen und die Entscheidung nicht länger aufschieben“.
Ein Stück Kultur wurde aus der Gemeinde gestrichen.
Und wie das so in der Demokratie ist: die Mehrheit war es, die den Beschluss fasste. Der stand fest! Na gut, und um wenigstens ein klitzekleines Kultursignal zu setzen, beantragte die SPD, den Erlös aus der Veräußerung für besondere Kulturarbeit in unseren Schulen einzusetzen – auch das wurde abgelehnt.
So heißt es in dem Beschlussvorschlag der Verwaltung für den Familienausschuss am 3.5.2011: „Es ist zu berücksichtigen, dass haushaltsrechtlich mögliche Verkaufserlöse zur Reduzierung des gemeindlichem Haushaltsdefizits eingesetzt werden müssen“.
Die Versteigerung am 11.11.2011 brachte einen Erlös von ca. 2.700,00 €. Es ist fast makaber zu sagen: So hilft die Kultur, die Kunst dem Bürgermeister. Er kann damit seine Schuldenlast von ca. 125 Millionen € signifikant rasch abbauen und nicht – gemäß seiner eigenen Aussage – erst im Jahr 2040 – oder seinen Fehlbetrag im Jahr 2011 von über 5 Millionen € stark reduzieren. Ein Lichtblick also am Ende des Tunnels?
Wenn Sie Lust haben, beurteilen Sie selbst den Stellenwert von Kultur in unserer Gemeinde. Schicken Sie Ihre E-Mail an h-r-rein@t-online.
Richmut Rein
Ratsmitglied der SPD-Fraktion