Wolfgang Maus Niemand hätte es noch vor Jahren für möglich gehalten, dass eine junge schwedische Schülerin, immer wieder freitags vor einer selbst beschrifteten Papptafel sitzend, Auslöser einer bahnbrechenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts für den Klimaschutz sein würde.
Dabei ist es gerade erst drei Jahre her, dass ein peruanischer Bauer vor einem deutschen Zivilgericht mit seiner Schadensersatzklage gegen den Energieriesen RWE scheiterte. Dabei ging es um einen finanziellen Ausgleich für die Abwehr von Überschwemmungen als Folge von auch aus deutschen Kohlekraftwerken verursachten Klimaschäden. Trotz vielfältiger Hinweise deutlich wahrnehmbarer klimatischer Veränderungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse tun wir immer noch so, als sei noch genügend Zeit, um den unumkehrbaren Klima-Kipppunkt verhindern zu können.
Das Bundesverfassungsgericht hat Fridays-for-future und den beteiligten Umweltverbänden recht gegeben, dass in noch engeren Fristen zusätzlich Maßnahmen zugunsten des Klimaschutzes zu ergreifen sind. Dass sind wir der nächsten Generation schuldig. Und nun soll es noch vor der Wahl ein Klimaschutzgesetz richten.
Auch vor Ort muss mehr für den Klimaschutz getan werden. Liebgewordene Angewohnheiten und Annehmlichkeiten sind zu hinterfragen. Ist es angesichts des mit erheblichem CO2 - Eintrag verbundenen Betriebs von Kreuzfahrtschiffen überhaupt noch vertretbar, damit eine Urlaubsreise anzutreten, solange kein klimaschonender Antrieb zur Verfügung steht? Gilt das nicht auch für Flugreisen?
Ein Umdenken wird uns allen auch im Alltag abverlangt, und je eher man dies nicht als Einschränkungen und Verbote begreift, sondern positiv besetzt als Beitrag für mehr Klimaschutz und Wohlergehen für die nächste Generation angeht, wird uns ein Verzicht nicht schwerfallen. Es muss auch nicht auf jeder Gartenparty die Feuerschale zum Einsatz kommen, zumal der kalorische Mehrwert ohnehin gleich null ist. Und können wir zum sonntäglichen Brötchenholen nicht statt des Autos das Fahrrad nutzen? Es sind oftmals die kleinen Dinge, die in ihrer Gesamtheit und der Zahl der Anwender einen messbaren Beitrag zur Ressourcenschonung für den Klimaschutz bringen: Beleuchtung nur dort, wo sie auch aktuell benötigt wird, Geräte bei Nichtgebrauch statt Stand-by komplett vom Netz nehmen, Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten und Höchstgeschwindigkeit von 130km/h auf Autobahnen usw.
Es ist einfach, die Anlage von Wildblumenwiesen auf öffentlichen Flächen zu fordern; Zweifel am ernsthaften Interesse für Klima- und Insektenschutz werden aber genährt, wenn vom gleichen Personenkreis in Bebauungsplanverfahren die Forderung, nicht überbaubaren privaten Grundstücksflächen zu begrünen und dort Bäume und Sträucher festzusetzen, in Frage gestellt werden.