Wer diese Woche die Zeitung aufmerksam gelesen hat, wird feststellen, dass unsere Kinder und Jugendlichen
gerne mehr mit einbezogen werden möchten. Es ist ihnen wichtig gehört zu werden. Im Rahmen meiner Leitung
der Taschengeldbörse SieDu kann ich das nur bestätigen.
Ein Meilenstein dazu setzt jedes Jahr unser Antoniuskolleg in Form eines Stärkenseminars.
Hierzu werden jedes Jahr Freiwillige gesucht, die sich 1-3 Tage Zeit nehmen, um das Verhalten der Jugendlichen
einen Vormittag lang zu beobachten. Nachdem das Seminar 2 Jahre lang wegen der Corona-Krise nicht stattfinden
konnte, ging es dieses Jahr endlich wieder los. Ich durfte dieses Jahr das dritte Mal dabei sein und stelle fest, dass
mich die gewonnen Erkenntnisse immer wieder darin bekräftigen, mehr auf das Positive zu achten.
Denn genau darum geht es in diesem Seminar, welches in der kompletten 8. Jahrgangsstufe stattfindet.
Hierbei werden die Jugendlichen im Alter zwischen 12-13 Jahren in 8 bzw. 9 Gruppen eingeteilt - dazu 4-5 Erwachsene.
Die Jugendlichen bekommen im Laufe des Vormittags 4 verschiedene Aufgaben gestellt, die mal einzeln und mal in der
Gruppe erledigt werden müssen. Jeder Beobachter hat pro Aufgabe 2-3 Jugendliche, deren Verhalten während der
Lösung der Aufgaben beobachten muss. Das herausfordernde hierbei ist, dass die Beobachter ausschließlich die Stärken beachten dürfen.
Das hört sich so leicht an, aber man muss tatsächlich an seinem Blickwinkel feilen, denn wie so oft im Leben fallen einem in der Regel
sofort die Fehler bzw. die negativen Eigenschaften auf.
Die Ergebnisse werden dann ausgewertet und anschließend bekommen die Jugendlichen ein persönliches Feedback.
Natürlich haben auch die Schüler die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren und sie sind fast immer überrascht, was da tatsächlich noch so alles
in ihnen schlummert. Erstmalig waren Schüler*innen der Oberstufe als Beobachter dabei, deren Lob auch noch mal eine andere Wertung, als
die eines fremden Erwachsenen hat.
Die Beobachter waren sich einig, dass sie definitiv das eigene Verhalten in Bezug auf "Stärken erkennen" reflektieren möchten.
Eine der Jugendlichen blieb mir dieses Mal wieder ganz besonders im Gedächtnis indem sie sagte:
"Ihr habt mich aus meiner Komfortzone geholt, ich hätte nicht gedacht, dass ich das kann."
Damit dieser Tag auch in Erinnerung bleibt, bekommen die Schüler ein Zertifikat mit den 3 markantesten positiven Eigenschaften und einem
kleinen individuellen Text.Ich würde mich freuen, wenn andere Institutionen und Arbeitgeber diesem positiven Beispiel folgen könnten, denn
für SieDu steht das auf der Tagesordnung für dieses Jahr.
Die positiven Gedanken eines solchen Tages, lassen einen dann auch wirklich mal die ständigen negativen vergessen.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende.
Karin Jagusch
Ratsmitglied